„Wir lieben die Touristen…

… denn Sie bringen uns ihr Geld“. Bis hierhin wäre ein solches Bekenntnis noch gerade mal als ungewohnt ehrlich zu bezeichnen. Der Satz geht allerdings weiter: „Aber wir würden sie noch mehr lieben, wenn sie ihr Geld am Flughafen abgeben und wieder nach Hause fliegen.“

Jetzt tut es weh! Kann das sein? Die lächeln doch alle so nett, wenn der brave deutsche Tourist mit sonnenbrandgeröteter Nase und freiem Blick auf seinen sündhaft schönen, wenngleich deutlich adipösen Oberkörper, den schönsten Mädchen vielversprechende Blicke zuwirft. Er tut dies mit eben jenem erwartungsvollen Blick, den einem nur die Gewissheit schenkt, dass auch heute noch dicke Bäuche von hübschen jungen Asiatinnen als „Buddha-ähnlich“ oder zumindest als „Ausdruck großen Reichtums“ hochgeschätzt sind.

Nun ja, zumindest der individuelle Reichtum mag ja denn auch ausreichen, um sich zumindest für eine Nacht oder ein paar Tage der Gunst der sonst so unerreichbar-schönen Weiblichkeit zu versichern. Das alles hat man uns braven, mitteleuropäischen Touristen ja auch verziehen. Schließlich genießen wir ja den Ruf, in der Regel gutmütige und oft durchaus liebenswerte „Walking ATM“, also als „Geldautomaten auf Beinen“ zu sein. Kein Grund also, sich solche Touristen wegzuwünschen.

Aber die Zeiten haben sich gewandelt. Wo gestern noch sandalenbeschuhte Deutsche im Wettlauf mit Belgiern und Franzosen frühmorgens ihre Liegen mit Handtüchern in Nationalfarben als Besatzungsgebiet markierten, übernehmen seit Jahren englische Hooligans das Kommando.

Bis heute ist mir dabei im Angesicht dieser Spezies unklar, warum ich einerseits mit 66 Jahren stolz auf mein noch immer volles Haupthaar bin, während jene Abkömmlinge des einstigen Empires andererseits offenkundig alle mit voller Absicht ihr Haupthaar für glänzende Glatzen aufgeben. Vielleicht machen die das ja, weil sie überdecken wollen, dass ihnen schon jetzt die Haare von selbst ausfallen. Vielleicht wollen sie ja nur so den Eindruck erwecken, sie wollten gar keine Haare?
Und wahrscheinlich steckt ähnliche Täuschungsabsicht auch hinter der stets umgekehrten Proportionalität ihrer Körpergröße zur Dichte ihre Tätowierung auf der rötlich-blassen Haut. Je kleiner die Glatzen gewachsen sind, das fällt auf, desto mehr Tätowierungen sollen offenkundige Kraft und Härte zum Ausdruck bringen. Vor so viel Männlichkeit, häufig verbunden mit leeren Augen des Alkoholismus, fliehen dann auch der gemeine Tourist ebenso wie die besorgte Thai-Lady.
Da lob ich mir die zweite Generation russischer Touristen, die zunehmend Asien entdeckt. Vorbei sind die Scharen wasserstoffblonder Babuschkas mit pink übermalten Lippen, die aussehen, als sei das Make-up von Stevie Wonder aufgetragen worden. Vorbei die sie begleitenden, blass-ernst blickenden Männern in blauweiß gestreiften Militärunterhemden. Nach Wirtschaftskrise und Rubelverfall sieht man diese allenfalls noch den lokalen Touristenhochburgen Vietnams oder Kambodschas.

Wenn schon Touristen aus Russland in den traditionellen Badeorten, dann entstammen sie der Oberschicht des ehemaligen Sowjetreichs, meist erkennbar durch mehrere gleichzeitig klingelnde Handys und begleitet von mindestens 1,90 m großen Models, deren Beine von irgendwo ganz oben bis hinab auf den Boden reichen. Arme deutsche Sandalen- und englische Glatzenträger, da bleibt Euch nur noch Neid oder Alkohol!
Ist das schon das Schlimmste? Ist es das, warum sich die Thai Touristen nur bis zum Flughafen und nicht weiter wünschen? Mitnichten, es geht noch viel schlimmer. Ein kleiner Hinweis, von wem ich rede: Sie kommen immer in Gruppen, gehen mit ganz kleinen, schnellen Schritten und rennen alle unterschiedlichen Wimpeln hinterher, die für sie so etwas wie Regimentsfahne im 30-jährigen Krieg bedeuten. Wer immer den Wimpel aus den Augen verliert und von der Gruppe zu desertieren droht, wird mit lautstarken, befehlenden Schreinen der Angehörigen zur Herde zurückgetrieben.

Bei Aufzügen stürzen sich alle zunächst in die sich öffnende Tür, bevor sich in der Kabine alles verwirbelt und jene ausspuckt, die auf dieser Hoteletage ihr Zimmer zu suchen gekommen waren. Und während des Essens, bei dem sie alles gnadenlos verspeisen, was keinen Führerschein hat, drücken sie ihre Magenwinde mit solcher Lautstärke nach außen, dass man versteht, warum sie durchs ganze Land eine Mauer gezogen haben. Sie diente offenkundig schlicht dem Schallschutz benachbarter Völker.

Nun, wer könnte das ein? Richtig, die Festlandchinesen haben den Tourismus entdeckt! Und wo immer sie in Schwärmen über Tempel, Hotelanlagen oder Gaststätten herfallen, sind andere Besucher-Spezies schlicht von Ausrottung bedroht.

Die Thai wehren sich ihrer auf eigene Art: „Khopkhun-krap, taeb mai klapma“, verabschiedete kürzlich ein uns bekannter Restaurantbesitzer in Phuket eine solche Horde, nachdem alleine deren Anwesenheit alle anderen Gäste zum Ausweichen in benachbarte Restaurants getrieben hatte. Seinen Abschiedsgruß übermittelte er mit höflicher Verbeugung und zum „Wai“ verbundenen Handflächen. Übersetzt hieß der Gruß: „Vielen Dank … aber bitte kommt nie wieder!“

Sie lieben halt trotzdem ihre Touristen, die geduldig-lächelnden Thai.