Aufrechte Beamte gibt es überall in Asien, jedenfalls glaube ich fest daran … ganz sicher … oder zumindest ganz wahrscheinlich! Irgendwo! Selbst in, sagen wir einmal „Fantasia-Land“, wie ich den Ort der nachfolgenden Begebenheiten bezeichnen möchte, um nicht ungerechterweise ein einzelnes Land ob seiner Gepflogenheiten herauszustellen. Wie schwer und aufopferungsvoll der Jo auch für den korrupten Teil der Staatsdiener ist, erfuhr ich jüngst, als ich als Autofahrer verbotenerweise auf der Busspur einem Stau zu entkommen versuchte.
Natürlich erwischte mich ein wachsamer Ordnungshüter, der dabei war, sich sein Abendessen auf der Straße einzufangen. Ich wusste, dass mir entweder ein 10 Euro-Strafzettel auf dem Revier, oder aber der direkte Vollzug von 2 Euro „BAT“ (Bar auf Tatze) an den uniformierten Gesetzeshüter drohten. Klar, ich entschied mich für die 2 Euro. Problematisch war, dass ich nur einen Schein im Wert von ca. 50 Euro bei mir hatte und der Polizist nicht wechseln konnte.
Nach sichtlich angestrengtem Nachdenken kam ihm die Lösung: er befahl mir, mein Auto (noch immer auf der Busspur!) mit Warnblinker abzustellen und auf sein 125-ccm-Amtsmoped aufzusteigen. Das arme Ding, das man unter meinen deutlich mehr als 100 kg kaum noch erkennen konnte, brachte uns beide sodann ca. 2 km entfernt zu einem 7-Eleven-Lädchen, wo ich mein Geld wechseln und so meine 2 Euro an den Amtsträger übergeben konnte. Die Rückfahrt zu meinem Auto war natürlich im Preis inbegriffen. Leicht beschämt angesichts des langen Staus, der sich inzwischen auf der blockierten Busspur entwickelt hatte, bestieg ich mein Fahrzeug und verabschiedete mich von meinem freundlich winkenden Polizisten aus Fantasia-Land.
Bisweilen bevorzuge ich aber auch die schnelle und sichere Methode im Verkehr. Auf Überlandfahrten steure ich schon mal gerne direkt auf das wachsame Auge der Obrigkeit zu, kurble das Seitenfenster herab und biete im unaufgefordert die üblichen 2 Euro. Zeigt er sich überrascht, weise ich darauf hin, dass ich ohnehin als Ausländer zu seiner bevorzugten Kundschaft gehöre und lieber im Voraus zahle. Nach kurzer Rücksprache per Funk erhalte ich dann in der Regel verlässliche Auskunft, für wie viele Kilometer ich nun nichts zu befürchten hätte, bis an der Reviergrenze eine neue Maut drohe.
Einmal aber brachte ich eine ganze Stadtverwaltung zur Verzweiflung, als ich ein persönliches Dokument benötigte, und wofür ich mich noch heute schäme. In der Übersetzung der notwendigen Vorbestätigung der deutschen Botschaft war nämlich mein zweiter Vorname lautsprachlich nicht mit „Michael“ in die Landessprache übersetzt, sondern amerikanisch ausgesprochen als „Maikel“. Für 25 Euro, so bot mir das Team im Bürgermeisteramt strahlend an, übersehe man gerne diesen Mangel und erspare mir den erneuten Weg zurück zur Deutschen Botschaft. Alleine, ich blieb hart und kündigte an, lieber einen weiteren Vormittag bei der Botschaft zu verbringen, als zu zahlen. Staunend richtete das ganze Amt nun seine Blicke auf mich. „You are from Germany?“, fragte mich dann der heraneilende Oberamtmann mit zweifelndem Kopfschütteln. „Yes!“, antwortete ich mit vibrierendem Stolz in der Stimme. „In Germany … not have corruption?“ folgte eine weitere Frage. „No!“ antwortete ich kurz, knapp und gegen meine Überzeugung. Resigniert griff der Behördenleiter darauf zum Entsetzen seiner Mitarbeiter zum Stempel, schlug ihn zweimal kräftig auf mein Dokument, unterzeichnete die Urkunde mit deutlichem Ausdruck der Abscheu im Gesicht, und händigte sie mir aus, ohne mich weiter zu beachten. Ich fühlte schlecht ob meiner Leid bringenden Missachtung der Landeskultur von Fantasia-Land!