Gerecht oder gelinkt – ich will doch nur starke Zeichen setzen!

von Gunter Denk

Kurz vor dem Einschlafen fuhr ich entsetzt im Bett auf: Was war da gerade mit mir geschehen? Was brach da aus mir heraus? Wie lange schon schwelte das unerkannte Übel in mir?

War mir doch erstmals schockartig beim Nachtgebet bewusst geworden, was da für ein innerer Verfassungsfeind in mir schlummerte! Hatte ich doch gerade den Herrn in meinem Gebet darum ersucht, mich auf den rechten Weg zu führen?! Sie haben richtig gehört! Auf den „rechten“ Weg! Und „Führen“! Auf den Weg also, gegen den gerade im ganzen Land die Erwachten und „Gerechten“, nein, sorry, die Erwachten und „Gelinkten“ in der Bugwelle von Ricarda Lang und Olaf Scholz demonstrieren?

Es war Zeit, mich zu besinnen. Meinen christlichen Glauben wegen der Sehnsucht nach einem gesellschaftlich geächteten „rechten“ Weg in meinem Gebet aufzugeben, ging mir zu weit. Auch eine Beichte würde nicht helfen, denn die für die Beichte zuständige katholische Kirche sucht ja schließlich auch ständig nach dem „rechten Weg“. Ja, sie insistiert sogar öffentlich in ihren sonntäglichen Messen in allen Sprachen der Welt, es sei „würdig und recht“, den Herrn zu ehren. Den Herrn!!! Nicht etwa den Herr*in! Von der Kirche war also Hilfe kaum zu erwarten.

Die ideologische Grundlage für meine frevelhaften Gedanken wurde, so fand ich heraus, offenkundig schon in jungen Jahren im Jura-Studium gelegt. Zwang man mich dort nicht schon zu rassistisch-juristischen Bekenntnissen zu einem vermeintlich guten „Rechts“-Staat? War ich damals blind? „Rechts“-widrig galt da sogar noch als etwas Böses. Wo blieb die Erkenntnis, dass „gegen rechts“, also „rechtswidrig“ zu sein ein moralischer Imperativ ist, während alles andere korrekt als „linkswidrig“ zu definieren gewesen wäre? Nancy Faser sei Dank. Sie ersetzt nun endlich das Unwort „R….Staat“ durch „Linksstaat“.

Die Erinnerung an meine wilden Studienjahre brachte mir einen ersten Lösungsansatz für mein delegitimierendes Denken. Als oppositioneller 68er erinnerte ich mich, wie damals so mancher heute regierende Altkommunist die  Lehren Mao Tse Tongs verehrte.

Hatte Mao nicht bei seiner Kulturrevolution „Kritik und Selbstkritik“ als das Heilmittel für ideologisches Versagen entdeckt? Also, wenn Beichte nicht helfen konnte, dann vielleicht Mao!

Bei Mao nämlich galt es als befreiende und glückbringende Tat, wenn man vor den versammelten Genossen bekannte, zum Beispiel eine nächtliche Erektion bei dem Gedanken gehabt zu haben, als ehemaliger Professor wieder einmal ein Buch lesen zu dürfen, statt Stahl zu kochen.

Ausführliche, öffentliche Selbstkritik des Delinquenten befreite ihn sodann von seiner gesellschaftlichen Schuld. Er galt als hinreichend rehabilitiert … für die kurz darauffolgende Hinrichtung.

Mir wurde klar, Selbstkritik konnte und musste also helfen. Und so soll diese nun hier beginnen, mit der kritischen Prüfung meiner acht- und ehrlosen Handlungen in den letzten 73 Jahren. Selbstkritik ist die Grundlage, um den rechten, nein, sorry, verdammt noch mal, den „linken Weg“ zu beschreiten.

Auswanderung, so beschloss ich, war der erste Schritt, ein starkes Zeichen zu setzen. So wanderte ich aus nach Thailand. Warum Thailand? Das ist schnell erklärt. Dort gilt schon einmal nicht wie in Deutschland auf allen Straßen ein „Rechtsfahrgebot“. Nein, dort fährt man links. Es gilt „links vor rechts“ nicht wie in Deutschland „rechts vor links“. Mit dem Vorteil, dass dort eh jede da fährt, wo er will.

Ich war stolz, ich war „woke“, ich war entschlossen gegen rechts.

Allerdings stellte ich bald fest, dass die Autos in Thailand „Rechtslenker“ waren. „Rechts“ und „Lenken“, merken Sie was? Da war es wieder. Mist, ich war vom Regen in die Traufe gekommen. Der Konflikt schien unauflösbar. Entweder links fahren und rechts lenken oder umgekehrt. Immer war „rechts“ im Spiel. Was tun, fragte ich mich.

Also musste das Auto weg. Ich verkaufte es. Und ich lernte von dem Flugverzicht der grünen Annalena und machte es wie die Ampel-Minister*innen: Ich fahre eben nicht mehr selbst. Ich leiste mir eine Limousine mit Fahrer. So kann man mir nichts mehr vorwerfen. Das macht alles der Fahrer, ich kann doch nichts dafür, wenn der rechts steuert.

Noch besser, ich verursache auch kein CO₂. Auch das macht der Fahrer und ich sitze ja nur hinten und setze mit der Abschaffung meines eigenen Autos sogar noch ein ganz starkes Zeichen für die Klimarettung. Und das Beste ist, ich zahle nicht mehr selbst, die Firma zahlt es, wie bei Annalena der Steuerzahler.

Ein echter moralischer „Doppel-Wumms“.

Leider aber war damit noch immer nicht alles gelöst. Zu viel des bösen Rechten steckte noch in mir. Ich erwischte mich dabei, beim Essen mein Steak aus Soja-Mehl und biologisch gezüchteten Bandwürmern mit dem Messer in der rechten Hand zu schneiden. Verstehen Sie? „Messer“ = „Waffe“ plus „rechte Hand“! Ein klarer Beobachtungsfall für Verfassungsschutz.

Meine Esskultur konnte nämlich gewertet werden als verstecktes Zeichen an Gleichgesinnte. So wie etwa die „88“ für Alt-Nazis. Oh Gott! Da fällt mir ein, meine Handynummer hatte ich vor 20 Jahren ganz stolz mit der Endnummer „8888“ gewählt. Zweimal „88“ bedeutet zweimal „HH“ für zweimal „Heil Hitler“.

Wenn das alles rauskäme! Der Verfassungsschutz würde mich damit nun sogar als „gesichert rechtsextrem“ führen. Ich esse mit einer Waffe in der rechten Hand und bin unter „8888“ als Alt-Nazi enttarnt und sende instinktiv radikale Botschaften. Jetzt fehlt mit meinen 73 Jahren nur noch ein Rollator, und ein paar Dutzend GSG-9 Truppen rücken aus und setzen mich fest.

Der Umzug nach Thailand war schon deshalb mehr als gerechtfertigt. Dort nämlich hält man die Gabel, also auch eine „Waffe“ in der linken Hand, während man mit der „rechten Hand“ die Nahrung in die Öffnung unter der Nase schiebt. Ein positives Symbol: Mit der Waffe in „Linken“ (wie die Antifa), kann man die schönen Dinge, die sich die linken Regierenden gegenseitig bescheren, mit der rechten Hand in die eigene Tasche schaufeln, genau wie die NGOs. Diese Anpassung an die Regierenden sollte doch meine Verfassungstreue zweifelsfrei dokumentieren.

Jetzt blieb nur noch ein letztes Problem offen: Ich bin Rechtshänder. Und gehöre damit zu der Mehrheit, die die meisten Aktivitäten (Masturbation und ähnlichen Schmutz einmal ausgenommen) mit der rechten Hand performen.

Auch da aber helfen mir Maos Lehren weiter. Wofür hatte er einst die Umerziehungslager erfunden?

Meinen Vorschlag, solche Lager zur Umerziehung von Rechtshändern zu schaffen, übermittelte ich an Nancy Faser. Sie nahm den Gedanken begeistert auf und erwog sogar, ab sofort auch Wahlzettel nur noch an umerzogene Linkshänder auszugeben.

Aber hier gab es dann wohl ein Problem: Die Millionen Schutz- und Geldsuchenden im besten Deutschland aller Zeiten sind überwiegend Muslime, die bekanntlich nur mit drei Fingern der rechten Hand essen. Die linke Hand gilt als schmutzig. Nur an Geldautomaten darf man beide Hände verwenden, denn Geld stinkt bekanntlich nicht, ist damit sauber und dem schadet auch nicht die Entnahme mit der linken Hand.

Nancy stellte meinen Vorschlag mit den Umerziehungslagern dann auch zurück. Ein Konflikt des Rechtshänder-Verbotes mit der muslimischen Esskultur und der Flücht“links“politik wäre unvermeidbar gewesen.

Wie feige und inkonsequent. Die Weigerung von Nancy, durch die Einrichtung von Umerziehungslagern ein weltweit nicht mehr zu übersehendes Zeichen gegen rechts zu setzen, machte mich nachdenklich.

Ich hielt es sodann wie Annalena Baerbock, machte eine Kehrtwende um 360° und beschloss, bei meinem Nachtgebet zu bleiben. Ich spreche es jetzt noch entschiedener und bewusster, mit der Bitte an den Herrn, uns alle und auch die Regierenden auf den rechten Weg zu führen.

Sie müssen nicht einmal zurücktreten. Sie sollen nur aufhören zu regieren!

Ich hoffe, der Herr erhört meinen wirklichen, aufrichtigen Wunsch. Ansonsten bliebe es wohl noch bis 2025 dabei, dass es in unserem Land nicht mehr „gerecht“ zugeht, sondern wir würden weiter „gelinkt“.

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