Denkzettel: Ich habe versagt …

von Gunter Denk

… denn ein launischer Denkzettel war mir seit meinen Ausführungen unter dem Titel „Hurra, ich gendere!“ nicht mehr gelungen. Verzeiht mir bitte, aber es war einfach zu schwer: Lebt doch der Denkzettel von absurden Übertreibungen meiner Beobachtungen! Und Übertreibungen funktionieren eben einmal nur dann, wenn die Realität in ihrer Absurdität überhaupt noch überboten werden kann.

Immer wenn mir etwas Absurdes eingefallen war, waren erst Merkel, Spahn und Söder oder später Lauterbach, Habeck und Baerbock mit ihren realen Possen und Ideen zur bestmöglichen Veralberung des deutschen Michels schneller und perfekter gewesen. Es war einfach nicht zu überbieten.

Dann kamen zu den deutschen Regierungs-Komödianten auch noch „Wokeness“, „letzte Generation“ und 46 neue Geschlechter hinzu. Mit dem Spruch „Hast du Käfer in den Taschen, hast du immer was zu naschen!“ bewarb ein Haschzüchter als Landwirtschaftsminister Insekten als Ersatz für die Currywurst, deren Verzehr regierungsamtlich als Ursache für das Aussterben der Eisbären am Südpol definiert war. Und im Rahmen einer neuen, „femininen Außenpolitik“ philosophierte eine vom lieben Gott unglücklicherweise kognitiv etwas vernachlässigte Ministerin über Frauenklos in Afrika, denen sich unser Land nun annehmen müsse.

Der designierte grüne Kriegsminister Anton „Wallenhaar“ Hofreiter und eine als Frankensteins Gesellenstück verkleidete liberale Vorsitzende des Verteidigungsausschusses entwickelten zudem friedensschaffende Waffen, an denen es offenkundig leider sowohl 1812 Napoleon, als auch 1939 dem „GRÖFAZ“ (Größten Feldherr aller Zeiten) bei ihren Anstrengungen gemangelt hatte, das russische Zarenreich zu erobern. Nun haperte es diesmal mit der rechtzeitigen Lieferung der Dinger an die Front. Die mit 100 Milliarden Sondervermögen angeschafften NATO-oliv getarnten Lastenfahrräder hatten unvorhersehbar Probleme beim Verladen der „Leos“ und „Marder“. Der Verteidigungsministerin Christine „Söldnerschreck“ Lambrecht war bei ihrer Beschaffung entgangen, dass es sich bei den beiden nicht um niedliche Pelztierchen handelte, sondern um metallene Dinger, die „vorne mit einem Rohr in die Luft knallten“ und deshalb ziemlich schwer waren.

Es war zum Verzweifeln. Was sollte Satire da noch toppen? Und dennoch hatte ich das Gefühl, versagt zu haben. Also schwieg ich. Kurzum, es schien aus zu sein mit dem Denkzettel. Für immer. So was von aus, dachte ich, wie der Glaube an das Märchen von den nur zwei Geschlechtern, das uns Eltern, Lehrer, Geschichte und Jesus Christus über Jahrtausende vorgaukelten.

Aber falsch gedacht. Es gibt wieder Hoffnung! Auf meiner jüngsten Reise ins beste Deutschland aller Zeiten erkannte ich meine Chance: Wenn Absurdität und Wahnsinn zur Regel werden, sucht sich das Absurde neue Wege. Man akzeptiert einfach den Wahnsinn, und spottet über das Normale. War diese Entscheidung einmal getroffen, erkannte ich schnell, wie töricht ich doch früher in meiner Pseudo-Normalität lebte. Das hatte schon damit begonnen, dass ich als Kleinkind noch unaufgeklärt-dümmlich an der Brust meiner Mutter (oder besser: Elter 1) nuckelte, statt schon mal das „Hungern für den Frieden“ an der inhaltslosen Zitze des penisbestückten Elter 2 zu üben.

„Wandel durch Akzeptanz“ hieß die Lösung. Akzeptiere den Wahn und spotte über alte Normalität.

Das Wiedererwachen des Denkzettels deutete sich so auch schon bei der Sicherheitskontrolle im Flughafen Bangkok an. „Ah, you go to Germany“, stellte der Beamte fest, als er eine Tüte Kakerlaken in meinem Handgepäck fand. „I know already that the Germans now eat our insects, so we not need to spray against them so much anymore. Very nice people! Germany Number One!“ hob er den Daumen und lobte die deutsche Hilfe bei der Bekämpfung der heimischen Insektenplage. Das nächste Mal, nahm ich mir vor, nehme ich als Geschenk für meine grünen Landsleute auch „grünes Studentenfutter“ mit, wo den Kakerlaken noch ein paar junge Flügel-Termiten und knusprige rote Ameisen beigemischt wurden. Man wird mich und meine Gesinnung achten.

In Frankfurt angekommen spürte ich förmlich, wie das Land sich selbst durch die neue Akzeptanz am Haarschopf aus dem Sumpf gezogen hatte.

„Um Gottes willen“, herrschte mich nämlich schon der Grenzpolizist im Frankfurter Terminal 2 an, als er den Pass in meiner Hand entdeckte, „schmeißen Sie bloß das Ding weg! Sind Sie denn nur dumm? Mir machen sie damit nur Arbeit. Und Ihnen bringt das Ding nur Ordnungsstrafen, Ausgangsverbote, Steuerpflicht und gesellschaftliche Ächtung. Rufen Sie mir besser ‚Ich asül‚ oder so was Ähnliches zu. Dann bescheinige ich Ihnen Anspruch auf freie Unterkunft, monatliches Bürgergeld und mit etwas Glück und zwei drei mittelschweren Straftaten zahlt man Ihnen noch die Heimreise nach Bangkok in einem Sonderflieger.“

„Super, danke“, freute ich mich und lief direkt nach Empfang des ersten Bürgergelds zum Fernbahnhof.

Dort, am Bahnhof und allen Unkenrufen zum Trotz, wartete niemand mehr auf verspätete Züge. Auch das lag am neuen System. Statt Fahrkarten an einem Ticketschalter konnte man nun in jeder Lottostube Lose für einen beliebigen Bahnsteig erwerben. Das Los galt für ein ganzes Jahr und kostete 11 Euro. Dann, an den Bahnsteigen, standen entweder hübsche Sächsinnen oder Berliner Transen leicht bekleidet an einem Glücksrad. Alle 30 Minuten drehten sie das Rad und der Zeiger hielt an einem Städtenamen an. Dahin fuhr dann der nächste Zug. München und irgendwohin weit weg ins Ausland waren Haupttreffer und verursachten Jubelstürme bei den Wartenden.

Berlin und Bremen galten als Nieten. Niemand löste hier sein Los ein. Vielmehr besetzten bärtige Gestalten in Adidas Sportanzügen, die geschickt den Umgang mit Butterfly-Messern vorführten, die freien Plätze in diesen Zügen. „Das sind alles Aktivisten der Partyszene, Anwärter für den rot-rot-grünen Verfassungsschutz in Thüringen und erfahrene Antisemiten, die dafür in Palästina als Fachkräfte ausgebildet wurden“, klärte mich ein kundiger Biodeutscher auf. “Wer diese Ausbildung nicht hat und möglicherweise nur frech unsere Sprache lernen oder gar hier arbeiten will, den schieben wir ruckzuck ab. Wo kämen wir da hin?”

Zugverspätungen wegen Selbstmördern auf der Strecke, wie man sie früher oft aus Durchsagen kannte, sind auch Vergangenheit. „Die meisten Selbstmörder verhungern auf den Gleisen”, klärte mich der Schaffner auf, “während sie auf einen der verspäteten Züge warten“. „Manchmal verursachen die Gerippe zwar hier und da noch ein leichtes Holpern. Anhalten müssten wir deshalb, aber nicht mehr“, ergänzte er stolz.

Die Züge selbst waren schick bemalt. Die Waggons ganz in umweltgrün. Auf der Vorderseite der Loks prangten die Abbilder der beliebtesten Politiker. Regionalzüge trugen das lachende Gesicht von Robert Habeck, aus dessen Wuschelhaaren grafisch perfekt der Dampf des Kohlekessels stoßweise heraustrat. Für Regionalzüge wollte man nämlich keinen teuren Strom mehr vergeuden. Die wurden wieder von Dampflokomotiven, meist der guten alten „001“, gezogen.

Auf den Güterzügen, die viel breiter, schwerer und behäbiger auf den Schienen entlang prusteten, prangte das Bild von Ricarda Lang. Eine Animation ließ sie dabei einen riesigen Royal-Double-Cheese-Burger verschlingen, und links und rechts standen wie Außenspiegel zwei gestreckten Mittelfinger etwas ab. Beide waren verbunden durch ein Sprechband „Keine Süßigkeiten für Kinder!“

Intercitys und internationale Züge trugen das Bild von Annalena Baerbock auf der Frontseite. Das sah eigentlich zunächst ganz normal aus. Man wollte ja im Ausland gut aussehen. Nur der Schriftzug „Der deutschen Baan ihr Zuhk” wies dezent auf die Sprachprobleme der ersten diplomatischen Repräsentantin unseres Landes hin. Und in den Fahrgastwagen selbst gab es ungewohnte Plumps-Klos in der Mitte jeder vierten Sitzreihe. „Das ist feminine Bahnpolitik”, erklärte mir wieder der Bahnbegleitende*in „weil so die Frauen zum Klo nicht alleine und ungeschützt in ein abseits gelegenes Toilettenabteil gehen müssen. Dabei würden sie dann nämlich meistens vergewaltigt.“ Ich erwischte einen Platz nahe einer solchen Anlage. Es stank heftig, aber laut DB-Fakten Checker wurde die Bahn dadurch femininer, bunter und inklusiver. Ich stieg am nächsten Halt kurz aus und atmete durch.

In München angekommen, hörte ich, dass auch Luisa Neubauer aus Frankfurt nach München kommen sollte. Wir wollten zur gleichen Veranstaltung. Sie war sogar schon da. Sie hatte ihren Privatflieger genommen. Mit ganz, ganz schlechtem Gewissen! Als Umweltausgleich soll sie nach der Landung dem Piloten zwei Ohrfeigen verpasst haben, sich dann erst einmal 40 Minuten vor ihrem Taxi zum Hotel festgeklebt und dessen Scheiben nach Ankunft mit oranger Lackfarbe zu gesprüht haben. Respekt, sagte ich mir, das nennt man echte Werteorientierung!

Die Veranstaltung fand in einem Münchner Luxushotel statt. Es referierte dort vor Politkern die Transe “EricBigClitoris” über ihre SPD-geförderte Aufklärungstour durch Münchens Kindergärten im letzten Monat. „EricBigClitoris“ beklagte dabei allerdings die missratenen Fascho-Kids, die gedacht hatten, “Clitoris” sei so etwas ähnliches wie “Colitis” und er, der Eric, habe deshalb wohl ganz doll große Hämorrhoiden. Kanzler Olaf hielt die Dankesrede und wurde gefragt, ob er als Jugendlicher auch von einer Geschlechtsumwandlung geträumt habe. “Daran kann ich mich nicht erinnern”, antwortete er diplomatisch.

Zurück in Bangkok fürchtete ich schon, die schöne neue deutsche Welt mit ihren kunterbunten Eisenbahnen und den lustigen Ministern nun wieder missen zu müssen. Aber Dank sei Gott dem Queer: Die erste E-Mail, die ich erhielt, war die Einladung der deutschen Handelskammer GTCC zum “Gender Neutral GTCC Woman Networking Evening”. Ha, dachte ich, es wird doch die Welt am deutschen Wesen genesen. Im September soll dem Vernehmen nach ein weiteres Stück deutscher Kultur in Form eines „LGBTQI*HIV+ Missionsabends“ veranstaltet werden. Dabei soll die thailändische Regierung dahingehend missioniert werden, endlich die Verfolgung von Homosexualität und Transvestiten in Pattaya zu beenden. Man erwartet dazu auch Annalena Baerbock höchstpersönlich. Sie wird 12 Dixi-Klos für die „Soi Cowboy“ in Bangkok und eine angeblich 1522 von deutschen Nazis in Phuket gestohlene Buddhafigur aus massivem Gold mitbringen. Als „Zeichen des Bedauerns und Wiedergutmachung für die deutsche Besetzung des viele Millionen Kilometer entfernten Thailand vor 500 Jahren“ wollte Baerbock dies verstanden haben. Angesichts des Goldes erinnerten sich nun auch die Empfänger der Gaben an dieses historische Verbrechen.

Die thailändische Regierung hat aus Respekt für die Spitze des deutschen Außenministeriums schon ein 1 1/2 Stunden-Gespräch mit der Schreibkraft eines Referatsleiters des Tourismus-Ministeriums zugesagt. Fast die gesamte deutsche Presse und 9 Privatfotografen von Frau Baerbock werden dabei sein. Die AFD ist ausgeladen.

Es war Zeit zum Schlafen. Mit etwas Wehmut betrachtete ich noch einmal und wohl zum letzten Mal das beeindruckende Facebook-Video des deutschen Botschaftsteams anlässlich des thailändischen Neujahrsfests. In zart-wallenden Thai Gewändern zeigte es unsere Diplomaten bei der Aufführung des klassischen thailändischen „Fingernagel-Tanzes“ mit seinen traditionellen Tanzfiguren “Nangkang Khane der Affensoldat” und “Jamuad der plumpe Spaßmacher”.

Nun droht dem Botschafter allerdings dem Vernehmen nach die Abberufung aus Berlin wegen „kultureller Aneignung“ und somit Beleidigung des Gastlandes. „Dieser Rassismus“, soll die Ministerin die Abberufung begründet haben, „geht noch weit über die verwerflichen Indianerkostüme in der Faschingszeit und die abscheuliche Entgleisung des Frauengesangsvereins hinaus, der bei einem Altennachmittag mexikanische Sombreros als Verkleidung missbraucht hat. So etwas geht unter Freunden gar nicht.“

Meine Solidarität ist unserem Botschafter sicher. Ab morgen übe ich demonstrativ den Fingernagel-Tanz. Vorsichtshalber allerdings in Lederhosen. Ich werde ein Zeichen setzen, nahm ich mir fest vor, bevor ich schließlich einschlief. Gute Nacht, Deutschland!

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