Die Ausgangssituation
„SilkTulip“ war ein Management Buy-out der Tochter eines deutschen Großkonzerns. Das Unternehmen produzierte in Europa Chemikalien für die Textilindustrie. Dort, insbesondere in China, lagen auch wichtige Absatzmärkte. Sie versprachen deutliches Wachstum für die Zukunft, während die der in Europa schrumpfte und mit den typischen Risiken einer Sättigung verbunden war.
Der Frachtkosten Anteil für den Transport der Waren zu asiatischen Kunden war extrem hoch. Die Rohstoffstoffe wurden noch überwiegend von der früheren Konzernmutter bezogen.
Die Vorgehensweise
Die Grundentscheidung für eine Investition war getroffen. Eine Strategie und ein verlässliches Budget gab es aber noch nicht, als Sanet in das Projekt einbezogen wurde. Sanet sollte die Geschäftsführung umfassend bei der Strategieentwicklung und ihrer Umsetzung unterstützen. Gemeinsam wurde das strategische Vorgehen festgelegt.
Im ersten Schritt galt es, das richtige Land für die Investition zu finden. Wichtige Kriterien für die Auswahl wurden definiert. Dazu gehörten der Schutz der chemischen Rezepturen, die Transportkosten, die Nähe eines Tiefseehafens, die Verfügbarkeit und der Preis von Rohstoffen und Produktionsmitteln, der Arbeitsmarkt und seine Kosten sowie einige unternehmensspezifische Anforderungen. Eine wichtige Rolle spielten auch der Umfang und die Verlässlichkeit staatlicher Investitionshilfe, wie zu erwartende Steuervergünstigungen und Zollbefreiung, und die Kosten für.
In Phase 2 galt es, eine Standortbewertung zu treffen und das Land für die Fabrik zu reservieren, bis die staatliche Investitionsförderung verhandelt und sicher war. Parallel dazu wurde erstes Schlüssel-Personal, das bereits in die Bauphase einbezogen werden sollte, ausgewählt.
In Phase 3 waren die vom Investor erarbeiteten Fabrikpläne in ein Ausschreibungsverfahren umzusetzen, die Ausschreibung zu organisieren, die Lokalisierung der Beschaffung vorzubereiten und alle erforderlichen Maßnahmen bis zum SoP planerisch darzustellen.
Die besondere Herausforderung
Das Projekt stellte aus mehreren Gründen eine besondere Herausforderung für eine Beratungsgesellschaft dar. Diese bestanden aus einigen nicht typischen Voraussetzungen für eine strategische Investition.
So erlaubten es die personellen Ressourcen des aus einer Konzernführung herausgelösten Unternehmens nicht, im Haus eine erfahrene Projektleitung einzusetzen, die auch vor Ort die Verantwortung mit dem Beratungsunternehmen hätte teilen könne. Die Verantwortung für die Vorbereitung der finalen Entscheidung und die Einarbeitung eines kleinen Projektteams in die Anforderungen des Investitionslands lag ausschließlich bei Sanet.
Auf Veranlassung der Financial Investors des Unternehmens erfolgten zudem mehrere Überprüfungen der Gesamtstrategie des Unternehmens und seiner Investitionspolitik. Dies war erheblichen zeitlichen Unterbrechungen des Gesamtprozesses verbunden. Während dieser Zeit musste das Beratungsunternehmen die Stakeholder wie Bauunternehmen, Lieferanten von Materialien und Einrichtungen, Industrieparks und Behörden auf die Verzögerungen einstellen und deren Loyalität sichern.
Schließlich wurde während einer Unterbrechung in Europa ein Ausschreibungsverfahren festgelegt, dass sich bei der Fortführung des Projekts als nicht durchführbar erwies. Sanet hatte damit in kürzestem Zeitraum eine Neustrukturierung des Ausschreibungsprozesses zu entwickeln und umzusetzen.
Alle diese Herausforderungen konnten dank uneingeschränkter Loyalität und uneingeschränktes Vertrauens zwischen der Geschäftsführung des Kunden und dem Sanet-Team bewältigt werden.
Die Vorgehensweise und das Ergebnis
Für die Wahl des Investitionslands wurde ein zweistufiges Qualifikationsverfahren erarbeitet. Die Anzahl der möglichen Investitionsländer wurde auf zwei Länder, nämlich in Vietnam und Thailand, reduziert. China, Singapur, Kambodscha und Indonesien schieden in einer ersten Phase aus.
Sodann wurden die Büros von SANET in beiden Ländern mit einer vergleichenden Machbarkeitsstudie beauftragt. Bewusst wurde damit vom Investor eine Wettbewerbssituation geschaffen, um ergebnisoffen die Stärken, aber auch die mit den Länderentscheidungen verbundenen Risiken herauszuarbeiten. Die Entscheidung fiel nach einem Bewertungssystem des Kunden für Thailand.
Im nächsten Schritt wurden die Grundstücksangebote dreier Industrieparks bewertet. Zuschnitt, Lage in welcher stattlichen Förderzone, Arbeitsmarkt und logistisches Umfeld gaben den Ausschlag.
Parallel erfolgte Verhandlungen und Förderanträge bei Regierungsbehörden. Acht Jahre Steuerbefreiung, weitere fünf Jahre hälftiger Steuererlass und langjährige Befreiung von Einfuhrzöllen waren das Ergebnis.
Gleichzeitig begann auch die Lokalisierung der Beschaffung. Für über 700 Chemikalien wurden Lieferanten aus Thailand, Indonesien, China und anderen Ländern qualifiziert und erste Preisangebote eingeholt Schon in dieser Phase wurden hohe sechsstelligen Ersparnisse im Materialeinsatz erkennbar.
Für die Bauarbeiten wurden die in Europa geplanten zwölf Ausschreibungspakete auf weit weniger als die Hälfte reduziert und die Koordinationsverantwortung der meisten Leistungen auf einen Generalunternehmer konzentriert. Der von SANET vorgeschlagene Ausschreibungsprozess reduzierte alleine die baulichen Investitionskosten bei verbesserter Ausführung um über 30 %..
An diesem Punkt endete die Aufgabe von Sanet. Einem in Europa nunmehr eingestellten Projektleiter des Kunden erarbeitete Sanet noch eine detaillierte Liste von über 100 Maßnahmen mit Zeit- und Kostenplanung, die ihm seine Aufgaben bis zum SoP beschrieben.
2013 wurde eine perfekte Produktion in Rayong eröffnet.